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25. Aug. 2025

Einfach mal zu Fuß

Ein 80 Kilometer langer Fernwanderweg durch die Grafschaft folgt den Spuren von drei Reisenden aus dem 19. Jahrhundert. Ist das eine gute Idee?

Vor mir schlängelt sich ein schmaler Pfad zwischen Bäumen hindurch. Ich halte Ausschau nach kleinen Schildern mit rot-gelben Pfeilen, um den Spuren von drei Reisenden aus dem 19. Jahrhundert zu folgen. Es war ein Sommertag im Jahr 1843 als die Männer im Königreich der Niederlande aufbrachen, um das Gebiet der heutigen Grafschaft Bentheim zu durchqueren. Über ihre Erlebnisse schrieben sie einen launigen Reisebericht. Fast zwei Jahrhunderte später ist ihnen ein 80 Kilometer langer Fernwanderweg gewidmet: der Podagristenpad. Die Route führt vom niederländischen Coevorden nach Bad Bentheim. Ich folge ihnen auf einer Tagesetappe, nur in umgekehrter Richtung, und nicht wie sie in einem Pferdewagen, sondern zu Fuß.

Die drei Reisenden nannten sich Podagristen, nach dem griechischen Wort „Podagra“, was „akuter Gichtanfall im Großzehengrundgelenk“ bezeichnet. Ob dieser Begriff nun besonders tourismusförderlich für einen Wanderweg ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Immerhin sollen die drei Herren durch das Bad in den schwefeligen Quellen Bentheims von ihrem Gichtleiden erlöst worden sein. So zumindest lautet die Legende. Überliefert ist nur, wie begeistert sie von dem Heilwasser waren, so dass sie sich sogar Gedanken über zukünftige Verkehrsanbindungen machten: „Wie werden aber unsere Nachkommen an die Wunderstätte gelangen?“, schrieben sie und mutmaßen: „Sicher mit Wagen, die auf Schienen mit Dampfkraft gezogen werden“ oder „mit pferdelosen Kraftwagen“. Ich entscheide mich für die Anreise auf der Schiene von Nordhorn nach Bad Bentheim.

Es ist ein warmer Sommertag, der Bentheimer Bahnhof liegt verschlafen in der Morgensonne. Ich unterquere die Gleise und tauche ein in den Wald, über den die Podagristen schrieben: „Der anscheinend planlos angelegte Bentheimer Wald, der sich uns darbot, ist ein Zeugnis unbeeinflusster Natur wie der Isterberg. Alle Holzarten sind in ihm vertreten, darunter weidet das Bentheimer Stadtvieh.“ Unbeeinflusste Natur? Die Zeiten sind wohl vorbei. Auch weidendes Vieh ist nicht zu sehen. Stattdessen treiben Kurgäste im dampfenden Außenbecken der Therme. Manch einer von ihnen vielleicht in der Hoffnung, sein Gichtleiden zu lindern. Ich erspare mir das heilende Bad, schließlich habe ich weder Gicht noch Pferdewagen und möchte heute noch die 22 Kilometer bis nach Nordhorn zu Fuß zurücklegen.

Anfangs folge ich breiten Sandwegen, die schmaler werden und sich verwunschen zwischen den Bäumen hindurch winden. Die rot-gelben Pfeile weisen verlässlich die Richtung, bis sich schließlich der Wald öffnet und eine Brücke über die Autobahn führt. Unter mir rauschen pferdelose Kraftwagen Richtung Amsterdam oder Hannover. Ihre Geschwindigkeit wirkt angesichts meines Schritttempos plötzlich wie aus einem zukünftigen Jahrhundert und zeigt, wie sich schon nach wenigen Kilometern zu Fuß das Leben entschleunigt.

Der Mais auf den Feldern steht hoch, ein Trecker kommt mir entgegen, der Fahrer oben in der Kabine winkt. Ein Holztisch mit Bänken bietet einen guten Platz für ein Picknick. Nach der Rast führt der Weg am Rand des Syren-Venns entlang. Ein Graureiher beobachtet mich von einer Wiese aus, dahinter wandert eine Storchenfamilie unbeeindruckt vorbei, ein Bussard kreist in der Höhe. Auch wer schon mit dem Fahrrad von Nordhorn nach Bad Bentheim gefahren ist, entdeckt auf dieser Wanderroute die Umgebung neu. Immer wieder führen kleine Pfade zwischen Büschen oder durch enge Baumalleen hindurch, die nur zu Fuß zu erreichen sind. Nur einmal laufe ich kurz neben einer Landstraße, bevor der Weg den ruhigen Grenzpfad erreicht.

Von dort geht es im Schatten der Bäume einige Kilometer entlang der grünen Grenze nach Norden. Linkerhand, in den Niederlanden, blüht die Heide in zarten violett Tönen. Radfahrer kommen mir entgegen oder überholen mich. Die letzten fünf Kilometer führen schließlich am Nordhorn-Almelo-Kanal entlang bis zum Vechtesee. Eine Strecke, die ich schon oft mit dem Fahrrad gefahren bin, die aber nun Schritt für Schritt ein neues Gefühl für Entfernung und Geschwindigkeit vermittelt. Fünf Stunden nach dem Aufbruch in Bad Bentheim erreiche ich Nordhorn und tauche meine müden Füße in den Vechtesee. Den gab es zu Zeiten der Podagristen noch nicht, bei ihnen endeten die Tagesetappen stets mit Wein, duftenden Pfannkuchen, guten Broten und anderen Speisen. Ich beschließe, auch darin ihren Spuren zu folgen.

Informationen:

Beim VVV Stadtmarketing e.V.  in Nordhorn kann man eine Wanderkarte kaufen mit der 80 Kilometer langen Strecke des Wanderwegs „Podagristenpad“ von Coevorden nach Bad Bentheim.

Online gibt es Infos zu dem Fernwanderweg unter:
https://www.grafschaft-bentheim-tourismus.de/tour/auf-den-spuren-der-podagristen

Das Kapitel von Nordhorn nach Bentheim im Reisebericht der Podagristen:
https://www.grafschafter-geschichte.de/6010

Inga Rahmsdorf

Inga Rahmsdorf ist geboren und aufgewachsen in Nordhorn. Sie studierte in Berlin und arbeitete bei der Süddeutschen Zeitung in München, bis sie sich nach 20 Jahren wieder vom Großstadtleben verabschiedete und mit ihrer Familie zurück in die Grafschaft Bentheim zog.