Zum Inhalt (Access key c)Zur Hauptnavigation (Access key h)Zur Unternavigation (Access key u)

Google Translate

Mit Google Translate kann diese Webseite in andere Sprachen übersetzt werden. Wenn Sie eine Sprache auswählen, rufen Sie Inhalte auf Google-Servern ab. Der Webseitenbetreiber hat keinen Einfluss auf die Verarbeitung Ihrer Daten durch Google. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Daten an Google übermittelt werden, schließen Sie dieses Fenster mit einem Klick auf "X".

Um die Sprachwahl nutzen zu können, müssen Sie zunächst das Laden von externen Komponenten erlauben.

Datenschutzhinweis

Unsere Webseite nutzt externe Komponenten (Schriften von Fonts.com, Google Fonts, Youtube- und Vimeo-Videos, Google Maps, OpenStreetMaps, Google Tag Manager, Google Analytics, eTracker). Diese helfen uns unser Angebot stetig zu verbessern und Ihnen einen komfortablen Besuch zu ermöglichen. Durch das Laden externer Komponenten, können Daten über Ihr Verhalten von Dritten gesammelt werden, weshalb wir Ihre Zustimmung benötigen. Ohne Ihre Erlaubnis, kann es zu Einschränkungen bei Inhalt und Bedienung kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

15. Okt. 2024

Kunst im Kaffeehaus

Die Fotoausstellung „Meeting Sofie“ im Samocca zeigt poetische Bilder aus dem Alltag einer junger Frau mit Down-Syndrom.

Bis September 2025 werden die Bilder der russisch-deutschen Fotografin Snezhana von Büding-Dyba in dem Nordhorner Kaffeehaus zu sehen sein. Im Interview erzählt die Fotografin, warum sie das Leben von Sofie seit 2017 dokumentiert.

Es ist ein besonderer Ort für eine Fotoausstellung. Das Samocca ist zugleich Kaffeehaus, Arbeitsplatz für Menschen mit und ohne Behinderung und ein Kunstraum, der allen Menschen offen steht und zur Begegnung einlädt. In dem ehemaligen Industriegebäude der Textilfirma Rawe hängen nun an den zwölf Meter hohen Decken große Fotos, die Sofie in ihrem Alltag zeigen. Die junge Frau mit Down-Syndrom lebt mit ihrer Familie auf einem Hof in Sachsen-Anhalt, der eine märchenhafte Kulisse bietet.

Seit 2017 dokumentiert die in Köln lebende Fotografin Snezhana von Büding-Dyba das Leben der damals 18-Jährigen Sofie. Die Arbeiten der Fotografin wurden in Museen und Galerien weltweit ausgestellt, wie im Fotografiska Museum Stockholm und in der National Portrait Gallery London. Dank der „Lebenshilfe für die Grafschaft“ ist die Ausstellung „Meeting Sofie“ nun für ein Jahr lang im Kaffeehaus Samocca in Nordhorn zu sehen. Sie zeigt Sofie in ihrem Alltag auf dem Hof, träumerisch und nachdenklich, innig mit ihrer Mutter und ihrem Freund oder rebellisch mit einer Zigarette in der Hand. Snezhana von Büding-Dyba ist zur Vernissage nach Nordhorn gekommen und erzählt im Interview, wie die Serie entstanden ist und wie Menschen auf die Bilder reagieren.

Warum haben Sie sich dafür entschieden, Sofie zu fotografieren?
Snezhana von Büding-Dyba: Vor einigen Jahren habe ich Mütter und ihre Kinder mit Down-Syndrom porträtiert. Aus ganz Deutschland sind Menschen dafür zum Foto-Shooting nach Köln gekommen. Das Thema der Serie war nicht die Behinderung, sondern im Mittelpunkt stand die Liebe zwischen Mutter und Kind, ihre Beziehung zueinander. Barbara, die Mutter von Sofie, hat mir geschrieben, dass sie leider nicht kommen kann, weil sie sich um ihren Hof in Sachsen-Anhalt kümmern muss, aber dass sie sich sehr freuen würde, wenn ich sie einmal besuche. Ich bin dorthin gefahren und war sehr inspiriert von Sofie, ihrem Wesen und auch davon, wie die damals 18-jährige Frau gerade zum ersten Mal erlebte, sich zu verlieben.

War Sofie sofort begeistert von der Idee, daraus ein langfristiges Projekt zu entwickeln?
Nach dem ersten Besuch habe ich die Fotos entwickelt und ihr per Post geschickt, weil Sofie sich so freut, wenn sie Briefe erhält. Nachdem sie die Bilder gesehen hat, war sie begeistert und wollte mehr Fotos aufnehmen. Ich habe gemerkt, da entsteht etwas ganz Tolles. Ich mag es sehr, Sofie zu porträtieren, sie ist sehr unverstellt und offen. Die ganze Familie war sehr aufgeschlossen und so entstand auf beiden Seiten der Wunsch, daraus eine Serie zu machen.

Es gibt ein Foto, auf dem Sofie an einer Zigarette zieht und herausfordernd in die Kamera schaut.
Das Foto wurde im Internet schon heiß diskutiert. Viele haben kritisiert, dass ich Sofie rauchend zeige, weil es ungesund ist. Viele finden das Bild aber auch gut und verstehen, dass ich damit keine Werbung fürs Rauchen mache. Oft waren es Eltern von Kindern mit Behinderung, die gesagt haben, sie finden das Foto gut, weil es zeigt, dass ihre Kinder auch einfach Jugendliche sind, die selbst Entscheidungen treffen wollen und denen sie nicht alles verbieten möchten. Sie rauchend zu fotografieren, war Sofies Idee. Es zeigt auch ihre rebellische und selbstbestimmte Seite.

Auffällig ist die Umgebung in der Sofie lebt, ein großer Hof mit alten Möbeln, oft trägt sie aufwendige Kostüme. Ist das alles für die Bilder inszeniert?
Nein, die Bilder sind ganz spontan entstanden. Die Eltern von Sofie sind Antiquitätenhändler und die Mutter ist auch Designerin. Der Vater hat einmal eine rote Robe mit nach Hause gebracht, die er einem Theater abgekauft hatte. Sofie hat sie angezogen und ist damit durch das Haus spaziert. Sie hat sich so toll in der Robe gefühlt und so ist zum Beispiel das Foto entstanden, auf dem sie in dieser Robe in der Küche sitzt. Die Impulse für die Bilder kommen immer von Sofie.

Besucht Sofie auch die Ausstellungen?
Ja, sie ist zu fast allen Ausstellungen gereist, auch nach Frankreich und Stockholm. Ich möchte unbedingt auch mit ihr nach Nordhorn fahren, damit sie die Bilder dort sieht. Dann trinken wir zusammen Kaffee und essen Kuchen und machen uns einen schönen Tag im Samocca. Sofie freut sich immer wieder aufs Neue, die Bilder zu sehen.

Wie reagieren die Menschen auf Ihre Bilder?
Die Serie ist aus einer Inspiration heraus entstanden, ich hatte mir nicht so viele Gedanken gemacht. Erst durch die Rückmeldungen habe ich gemerkt, dass die Fotos vielleicht auch Hoffnung schenken können. Besonders Eltern von jungen Kindern mit Down-Syndrom sagen, sie wissen noch nicht, was sie erwartet und es gebe ihnen Hoffnung, zu sehen, dass auch ihre Kinder sich einmal verlieben werden, dass eine schöne Frau mit Down-Syndrom im Mittelpunkt steht, die mit ihrer Stärke und Würde gezeigt wird. Eine Mutter hat einmal gesagt, das Schlimmste sei, wenn ihr andere Eltern auf dem Spielplatz mit Mitleid begegnen oder Angst hätten, sie anzusprechen, weil sie denken, dass es schlimm für sie sei, ein Kind mit Down-Syndrom zu haben. Das ist es aber nicht. Man liebt doch sein eigenes Kind, egal, ob mit oder ohne Behinderung. Ich möchte die Serie auch gern fortsetzen, solange Sofie das auch wünscht.

Weitere Informationen:

Die Ausstellung „Meeting Sofie“ ist frei zugänglich während der Öffnungszeiten des Kaffeehauses Samocca, Stadtring 45, in Nordhorn, betrieben von der Lebenshilfe für die Grafschaft: www.samocca-nordhorn.de

Der Bildband: Zu dem Foto-Projekt ist auch ein Bildband erschienen, der im Samocca erhältlich ist: Meeting Sofie; Snezhana von Büdingen-Dyba; 23,5 x 27,5 cm, 112 Seiten, geprägter, linierter Hardcover-Einband mit eingeklebtem Bild, 64 Farbfotos, französischer/englischer Text, ISBN 978-2-36744-174-0, 40 Euro. Das Buch kann man auch über die Internetseite der Künstlerin erwerben: www.vonbuedingen.com






Inga Rahmsdorf

Inga Rahmsdorf ist geboren und aufgewachsen in Nordhorn. Sie studierte in Berlin und arbeitete bei der Süddeutschen Zeitung in München, bis sie sich nach 20 Jahren wieder vom Großstadtleben verabschiedete und mit ihrer Familie zurück in die Grafschaft Bentheim zog.