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In der Grafschaft Bentheim finden regelmäßig hochkarätige Poetry-Slams statt. Theresa Sperling, amtierende deutschsprachige Meisterin, spricht über die neue literarische Veranstaltung, die sie 2025 nach Nordhorn bringt, warum es in der Region so viele professionelle Slammer*innen gibt, und wieso sie einst von Berlin nach Nordhorn zog.
Als Theresa Sperling vor 20 Jahren für ein Vorstellungsgespräch das erste Mal in die Grafschaft Bentheim kam, war sie sich sicher: In dieser Provinz werde sie es höchstens drei Jahre aushalten. Heute arbeitet Theresa Sperling immer noch als Lehrerin an derselben Schule in Emlichheim, hat fünf Jugendbücher veröffentlicht, Theaterstücke geschrieben, ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Poetry-Slammer*innen – und schwärmt für die Grafschaft Bentheim.
Sie sind mit Ihren Slam-Texten schon auf vielen Bühnen in der Grafschaft Bentheim aufgetreten. 2025 veranstalten Sie selbst eine Poetry-Slam-Reihe. Wie sieht die aus?
Theresa Sperling: Zwei Mal im Jahr werde ich einen Poetry-Slam im neu eröffneten Capitol veranstalten und moderieren. Ich möchte verschiedene Formate anbieten, zum Beispiel Dark-Slam, bei dem die Zuschauer*innen dich nur hören, aber nicht sehen können. Am 31. Januar 2025 treten drei der erfolgreichsten deutschen Slam-Teams im Capitol gegeneinander an und ich freue mich sehr darauf.
Wie sieht ein Team-Slam aus?
Das ist die Königsdisziplin beim Poetry-Slam. Einige erfolgreiche Solist*innen treten mit gemeinsam verfassten und einstudierten Texten auf, die natürlich auch nur 5 bis 7 Minuten dauern dürfen. Weil man im Team unterschiedliche Stile und Stärken kombinieren kann und noch einmal andere Möglichkeiten der Performance hat, sind Team-Slams besonders beeindruckend.
Sie sind 2023 deutschsprachige Poetry-Slam Meisterin geworden, ein Jahr zuvor hat Florian Wintels den Titel gewonnen. Er kommt aus Bad Bentheim, wo er auch weiterhin Slams veranstaltet. Gibt es hier in der Region eine hohe Dichte an professionellen Slammer*innen?
Ja, das liegt auch daran, dass Bad Bentheim jahrelang und deutschlandweit als eine Kaderschmiede des Slams galt. Weil Thomas Füser, ein Deutschlehrer am Burggymnasium, die erfolgreichsten Slammer*innen der Szene für Schreibworkshops an die Schule geholt hat.
Nachdem Sie fünf Jugendromane veröffentlicht und Theaterstücke geschrieben haben, begannen Sie mit 43 Jahren noch eine Karriere als Poetry-Slammerin. Warum?
Vor zehn Jahren habe ich zufällig einen inszenierten Slam-Text in einem Theater gesehen. Ich war davon völlig geflasht, habe mir anschließend auf YouTube Slam-Texte rauf und runter angehört, und mir gedacht, krass, es gibt eine Möglichkeit, in fünf Minuten so eine dichte Botschaft zu formulieren. Das fand ich faszinierend und wollte es ausprobieren. Meinen ersten Auftritt hatte ich hier in Bad Bentheim und ich wäre nicht in die Slam-Szene gerutscht, wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, mich in diesem kleinen, sehr behüteten Rahmen vor wenig Publikum auszuprobieren.
Sie sind in Passau aufgewachsen, haben in den Niederlanden und in New York eine Tanzausbildung gemacht und in Berlin studiert. Warum sind Sie dann in die Grafschaft Bentheim gezogen?
Das war Zufall. Berlin war damals pleite, es gab einen Einstellungsstopp an öffentlichen Schulen und auch einen Baustopp. Mein Mann ist Zimmerer und Bautechniker, und wir hatten beide keinen Job, ich war schwanger und wir haben gesagt, der erste von uns, der eine Stelle bekommt, nimmt sie an, egal wo. Im Landkreis Grafschaft Bentheim waren viele Stellen ausgeschrieben, deswegen habe ich mich hier beworben. Das Gymnasium in Emlichheim suchte jemanden für Deutsch, Englisch und den Theaterbereich, und da kam mir meine Tanzausbildung zugute.
Kannten Sie die Gegend?
Überhaupt nicht. Das einzige, was wir von der Region wussten, war, dass gerade ein Seehund aus einem Tierpark ausgebrochen und fast bis an Ijsselmeer geschwommen war. Als ich zum Vorstellungsgespräch kam, wollte ich sofort umdrehen. Mein Mann hat gesagt, bleib doch wenigstens zur Probe hier für die nächsten Vorstellungsgespräche. Die erste Frage, die sie mir in der Schule dann stellten, war: Was denken Sie als Berlinerin, wenn Sie durch unseren Ort fahren? Da habe ich das Blaue vom Himmel runtergelogen.
Und die Stelle bekommen.
Ja, und ich arbeite heute, 20 Jahre später, noch an derselben wirklich tollen Schule. Wir sind mittlerweile sehr glücklich hier, es ist die familienfreundlichste Region, die ich kenne und wir haben einen großen, bunten Freundeskreis. Aber die ersten Jahre waren schwierig, schon allein wegen unserer Rollenaufteilung. Ich war voll berufstätig und mein Mann war zu Hause und hat sich um unsere Kinder, Haus und Garten gekümmert. Das war damals sehr selten. Außerdem haben wir allen gesagt, dass wir nur drei Jahre bleiben und dann sofort wieder weg sind. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass niemand mit dir befreundet sein will, wenn du allen erzählst, dass du alles total Scheiße findest und sowieso wieder wegziehst.
Nach drei Jahren sind Sie tatsächlich weggezogen, haben im ausländischen Schuldienst in den Niederlande gearbeitet, sind danach aber wiedergekommen.
Zuerst haben wir überlegt, zurück nach Berlin zu ziehen, aber wir wollten nicht, dass unsere Kinder in der Großstadt aufwachsen, und wir haben gemerkt: Eigentlich gefällt es uns ganz gut in der Grafschaft. In dem Moment, in dem wir uns wirklich für diese Gegend entschieden und signalisiert haben, wir wollen uns aktiv integrieren, da war plötzlich alles ganz einfach. Bei der Arbeit im Auslandsdienst ist mir außerdem noch einmal bewusst geworden, dass meine Schule in Emlichheim ein Paradies ist.
Ein Paradies?
Wir haben kleine Klassen und Kinder, die sehr sozial aufwachsen, die in der Natur groß werden und mit vielen Geschwisterkindern in sehr unterstützenden Elternhäusern leben. Das macht die Arbeit natürlich sehr leicht.
Weitere Informationen:
Zu Theresa Sperling:
www.theresa-sperling.com
30.11.2024, Poetry Slam in Nordhorn:
https://www.grafschaft-bentheim-tourismus.de/event/nordhorner-poetryslam-15
31.01.2025: Team-Slam Capitol Nordhorn
www.capitol-nordhorn.de
Inga Rahmsdorf ist geboren und aufgewachsen in Nordhorn. Sie studierte in Berlin und arbeitete bei der Süddeutschen Zeitung in München, bis sie sich nach 20 Jahren wieder vom Großstadtleben verabschiedete und mit ihrer Familie zurück in die Grafschaft Bentheim zog.